Wie das Praktikum vom ersten Tag an gelingen und zum Direkteinstieg ins Berufsleben werden kann erfahren Sie in unserem utb Autoreninterview mit Michael Bloss
1. Herr Bloss, geht’s auch ohne Praktikum?
Gehen tut im Leben vieles, es ist nur die Frage, wie zielführend ist dies? Hier würde ich direkt und umfänglich mit nein antworten. Denn woher soll ich als Studierender denn wissen, was auf mich zukommt, wenn ich noch nie einen Blick in das Themenfeld, welches mich interessiert, geworfen habe. Daher bin ich der Ansicht, ein Praktikum bringt einem in mehrerlei Hinsicht einen großen Nutzen. Zum einen um zu sehen, ist die Tätigkeit, die ich anstrebe etwas für mich. Fühle ich mich darin wirklich wohl? Eine weitere große Erkenntnis ist in der Reifung der eigenen Persönlichkeit. Diese wird durch ein Praktikum viel umfänglicher vorangetrieben, als es vielen bewusst ist.
2. Wie wichtig ist eine angemessene Bezahlung für den Erfolg eines Praktikums?
Die angemessene Bezahlung für eine erbrachte Arbeit ist immer wichtig. Denn dies drückt unter anderem auch den Wert der Arbeit aus und zeigt auf, dass man etwas Wertvolles geleistet hat. Ich bin daher ein großer Verfechter für faire und gute Bezahlung, gerade auch bei Praktikanten.
3. Was kann das Unternehmen tun, um das Praktikum erfolgreich zu gestalten?
Ein Praktikum steht und fällt mit den handelnden Personen. Wer Praktikanten führt, braucht ein ganz anderes Führungsspektrum als eine Führungspersönlichkeit, die sich mit reinen Festangestellten beschäftigt. Man muss sich deutlich mehr in das Leben der Praktikanten hineindenken und mit deren Themen beschäftigen. Ich habe dies im Buch oft mit dem Begriff der „Ermutigenden Führung von Praktikanten“ umschrieben. Denn diese Ermutigung führt dazu, dass ein intrinsischer Willen entsteht mehr zu wollen und über die eigenen Grenzen zu gehen. Und es gehört viel Spaß dazu. Denn nur mit Spaß und Freude kann etwas Gutes gelingen.
4. Kein Mitarbeiter hat Zeit, dem Praktikanten etwas zu zeigen, er klebt also nur Briefe, kocht Kaffee, macht Kopien. Gibt’s diesen worst case wirklich? Und was kann ich als Praktikant in so einer Situation tun?
Ja, leider. Furchtbar und das ist wirklich ein Grund zum Handeln. In einer solchen Situation, die hoffentlich heute nicht mehr so oft vorkommt als noch vor ein paar Jahren, muss der Praktikant selbst zur Führungspersönlichkeit werden und das offene, aber konstruktive Gespräch suchen. Dann kann man diese Spirale durchbrechen. Ich gebe aber zu, da muss man viel eigenen Mut an den Tag legen. Doch wer eine solche Situation meistert, wird daraus sehr viel lernen und Kraft ziehen.
5. Wie kann man als Student verhindern, zum ewigen Praktikanten zu mutieren? Wie klappt der Sprung ins „richtige“ Berufsleben?
Hier gibt es, wie beschrieben, einige Möglichkeiten. Eine der wichtigsten ist das Networking. Denn wer sich als Praktikant schon ein gutes und vor allem effektives Netzwerk aufbaut, kann aus diesem stark profitieren und ebnet sich den Weg weiter zu kommen. Ziel muss es sein, über das Praktikum einen Direkteinstieg anzustreben. Die Erfahrung zeigt, dass dies gar nicht so schwer ist, wenn man sich an ein paar entscheidende Punkte hält.